19.03.2016 bis 08.04.2016: Bolivien wir kommen!

von Geysiren, dem Salar de Uyuni und der Hölle in den Minen

In Cafayate gibt es das Wiedersehen mit Jeannette und Tinu (www.timbila.ch). Nach dem langen Fahrtag (knapp 500km) werden wir von den beiden sehr herzlich empfangen und kulinarisch mit im fahrzeuggemachtem Focaccia, richtig leckerem Kuh-/Ziegenmilch-Käse und Pastasalat verwöhnt. Wir geniessen die vertraute Gesellschaft, es gibt viel zu erzählen.

 

Die nächsten Tage geniessen wir das herzige Cafayate, gehen super lecker Essen, werkeln ein bisschen an Lotti (Kupplungsnehmerzylinder) rum und geniessen die Spitzenweine aus der Region.

Gemeinsam mit Timbila fahren wir das letzte Mal auf der Ruta 40 Richtung Salta weiter. Die Strecke führt uns mitten durch die kakteenreiche Wüste. Bei unserem Nachtlager werden wir von Füchsen und wilden Eseln besucht. Im Mondschein sehen wir die Silhouetten der umliegenden Landschaft und einen sternenklaren Nachthimmel.

Tags darauf verlassen wir die Ruta 40 und nehmen die letzten Kilometer bis nach Salta unter die Räder. Die Fahrt führt vorbei an zerklüfteten Felsformationen, über einen Pass (über 3000müM). Kaum haben wir den Pass erreicht verändert sich die Landschaft in saftig grüne Hügel.

 

In Salta angekommen ist es an der Zeit wieder einmal ein paar Dinge zu erledigen. Salta ist für uns die letzte argentinische Grossstadt, welche wir besuchen. So machen wir uns auf die Suche nach einer Mercedes Garage, wir würden gerne unseren Kupplungsnehmerzylinder ersetzten. Eine Vertretung ist rasch gefunden, jedoch ist unser Fahrzeug mal wieder zu alt, damit die Ersatzteile vorhanden wären. Helfen wir uns halt selbst. Dafür finden wir eine super Garage, die uns die Pneus wechselt und auswuchtet. Im vergangenen halben Jahr haben wir über 20‘000km zurückgelegt, diese sind an den Pneus nicht spurlos vorbei gegangen. Nach einem leckeren, typischen argentinischen Abendessen (Rindssteak für die Männer) in der Stadt und einem Grosseinkauf im Supermarkt machen wir uns auf, Richtung Chile. Wir wollen nach San Pedro de Atacama und dabei den Paso de Jama überqueren. Der Weg ist über 500km lang und erreicht eine Spitzenhöhe von 4‘825müM. Daher planen wir für diese Fahrt mehrere Tage ein. Wir übernachten einmal auf 3‘200müM und das zweite Mal auf der Höhe des Jungfrau Jochs. Zum Glück vertragen wir vier die Höhe sehr gut. Leichte Kopfschmerzen, die nach wenigen Stunden verschwinden und kurzer Atem sind alles. Wir geniessen die traumhafte Stimmung im Nirgendwo bei Vollmond.

 

Am Tag der Grenzüberquerung haben wir ganz vergessen, dass Gründonnerstag ist. Nebst uns wollen noch ca. 400 andere Autos über die Grenze nach Chile einreisen. Zum Glück haben wir alles bei uns und mit Jeannette und Tinu eine super Unterhaltung. So gehen die 7 Stunden rasch vorüber. Es ist bereits am Eindämmern als wir losfahren können. Da wir noch etwas Höhe (4200müM) verlieren wollen, beschliessen wir die gut 120km noch unter die Räder zu nehmen. So fahren wir bei Mondschein über weitere Pässe und erreichen unseren persönlichen Spitzenwert von 4825müM. Kurz vor San Pedro de Atacama schlagen wir unser Nachtlager auf. Wir stossen auf den Gipfelsturm an und essen leckere Popcorn, bevor wir müde ins Bett fallen.

Am nächsten Morgen fahren wir die wenigen Kilometer nach San Pedro und quartieren uns bei einem netten Hostel mit hübschen Gärtchen, welches zum Verweilen einlädt ein. Zudem gibt es direkt neben unserem Parkplatz eine echte französische Bäckerei. Wir geniessen die weltbesten Pain au chocolate und Croissant. Einfach himmlisch und definitiv mehrere Sünden wert. Zudem profitieren wir von der guten Infrastruktur im Hostel und veranstalten eine kleine, private Grillparty. Immer wieder profitieren wir von den hervorragenden Kochkünsten von Tinu und Jeannette. Nach zwei Tagen Wohlfühloase machen wir uns auf, die Region rund um San Pedro zu erkunden. Wir besuchen die Flamingos an der Laguna Chaxa, welche in der Abendstimmung ein super Fotosujet hergeben.

 

Bevor wir am nächsten Tag losfahren gibt es mal wieder ein Qi Kung Trainung mit Tinu. Dann besuchen wir die Oase Quereba de Jere und erfrischen uns im Fluss. Zum späteren Nachmittag geht es ins Valle de la Luna. So stellt man sich wirklich die Mondlandschaft vor. Wie geniessen das Farbenspektakel zum Sonnenuntergang und dazu ein kühles Bier. Die Nacht dürfen wir auf dem Parkplatz beim Parkeingang verbringen. Auf dem grosszügigen Platz packen wir den Grill aus und brutzeln leckere Schweinswürste.

Der darauf folgende Tag beginnt wie gewohnt sehr gemütlich mit ein, zwei Kaffee an der Morgensonne. Dann wollen wir hoch hinaus. Unser Tagesziel sind die Geysire del Tatio, das weltweit am höchsten gelegene Geysirfeld. Die Fahrt führt vorbei an mit Lagunen mit Flamingos, Vicuñas und Alpacas bis auf über 4‘300 müM. Unterwegs legen wir immer wieder Fotopausen ein. Wir vertragen die Höhe, nach diesen mehreren Wochen Höhentraining, zwischenzeitlich sehr gut. Nur Lotti bereitet die Höhe nach einer erneuten Pause Mühe. Es springt einfach nicht mehr an. So legen wir gezwungenermassen eine längere Pause ein, packen unser Blaumänner (Danke Flathy!) und das Werkzeug aus. Als erstes reinigen wir die verrussten Zündkerzen und dann machen wir uns hinter die Tankentlüftung. Dann ist Lotti wieder abfahrbereit. Wir nehmen die letzten Kilometer auf uns. In der Abendsonne nehmen wir ein wärmendes Bad in den Thermalquellen, direkt neben den dampfenden Geysiren. Hier oben sind wir, nebst den Rangern, die einzigen Vier, welche übernachten. Wir stellen unsere Fahrzeuge direkt im Windschatten der Rangerstation auf. Bei knappen Minustemperaturen gibt es ein leckeres ungarisches Gulasch aus dem Dampfkocher und einen Gleichschwerkuchen aus dem Omnia-Ofen. Die Nacht wird bitter kalt und in dieser Höhe tun wir beide fast kein Auge zu. Aber egal. Die Nacht ist sowieso kurz. Unsere Wecker holen uns um 05:30h aus den Federn. Bei -5 Grad und sternenklarem Himmel machen wir uns erneut für ein Thermalbad bereit. Wir geniessen die Ruhe vor dem Ansturm der Tagestouristen und bleiben im Wasser bis die Dämmerung einsetzt. Dann ziehen wir uns warm an und begeben uns auf den Spaziergang durch die Geysirfelder, welche in der kalten Morgenluft viel stärker Dampfen und Brodeln. 

Noch am Vormittag verlassen wir diesen spektakulären Ort. Nun sind wir froh geht es zurück an die Wärme in San Pedro de Atacama. Hier wollen wir zum Abschluss noch einen schönen Abend im Restaurant verbringen, die leckere Bäckerei auskosten und die Annehmlichkeiten des Hostels geniessen. Für uns beide gibt es sogar noch einen erfolgreichen Coiffeurbesuch. Innert 40 Minuten haben wir für umgerechnet je CHF 8.- neue Frisuren. Es ist immer wieder interessant, wie unterschiedlich die Haarschnitttechniken sind.

In der grössten Kupfermine der Welt in Chuquicamata

Nach dem schönen Abschlussabend in San Pedro de Atacama führt unsere Reise in die, für uns letzte Stadt in Chile weiter. Calama erreichen wir am frühen Nachmittag. Hier nutzen wir die RIESEN Auswahl an Einkaufmöglichkeiten in einer Shoppingmall so richtig aus. Wir wollen uns für die kommenden Wochen in Boliven nochmals richtig gut eindecken. Am nächsten und für uns letzten Tag in Chile, nehmen wir an der kostenlosen Tour in die grösste Kupfermine der Welt teil. Die Tour ist sehr eindrücklich und die Führerin hat ein fundiertes Wissen, welches sie uns gerne weitergibt. Natürlich ist der imposanteste Höhepunkt der Tour, der Einblick hinab in den 1km tiefen Superpit und das passieren der Minentrucks (10m hoch), welche höher als lang sind und dennoch so klein wie LEGO-Fahrzeuge wirken.

Die Minenstadt selbst ist seit ca. 10 Jahren eine Geisterstadt. Wegen der giftigen Dämpfe und den Staubwolken will hier niemand mehr wohnen, obwohl die Stadt voll ausgerüstet und teilweise in besserem Zustand als die bewohnten Städte ist. 

Am späten Nachmittag lassen wir Calama hinter uns und fahren noch ein Stück Richtung bolivianische Grenze. Zum Krönenden Abschluss von Chile werden wir von Tinu mit seinem berühmten Rindstartare verwöhnt. Sooooooo lecker!

Tags darauf fahren wir nach Bolivien. Am Grenzübergang verläuft alles sehr einfach. Die Bolivianer sind sehr nett und hilfsbereit. Da wir die Einzigen sind, hat der Zöllner viel Zeit, gönnt sich ein Schwätzchen mit uns und will in unsere Fahrzeuge schauen. Nicht aber für eine Lebensmittelkontrolle, sondern einfach aus reiner Neugier.

Froh, alle unsere gekauften Fleischvorräte noch zu haben, quartieren wir uns kurz nach der Grenze mitten im Nirgendwo ein und geniessen die Vulkanlandschaft um uns herum. Wir sind ja schon wieder auf 3‘600müM, zwischenzeitlich völlig normal für uns.

Salar de Uyuni

Am kommenden Tag sind es noch gut 200km bis Uyuni. Hier wollen wir uns über den Zustand (nass/trocken) des Salars informieren. Hier ist Ende der Regenzeit.

In Uyuni angekommen müssen wir uns aber zuerst etwas auf die neue Kultur einstellen. Das machen wir mit einem Besuch des Sonntagsmarktes für Einheimische. Es gibt ja so viel zu bestaunen. Endlich sind wir in Südamerika! Alles ist viel bunter, die traditionelle Kleidung der Bolivianerinnen, die farbigen Tücher in welchen die Kinder quer über den Rücken gebunden sind. Wir können uns kaum satt sehen! Die Informationen zum Salar decken sich, er soll trocken und nur an einigen Stellen noch etwas schlammig sein. Damit haben wir unseren Entscheid rasch gefällt. Morgen geht’s mit unseren Fahrzeugen los, auf den Salar. Die Nacht verbringen wir am nah gelegenen Zugfriedhof. Gemeinsam ist unsere Vorfreude auf den Salar de Uyuni (der grösste Salzsee auf Erden) einfach gigantisch!

 

Frisch gestärkt machen wir uns am nächsten Mittag auf zum Salar. Der Einstieg ist rasch gefunden und die ersten Salarfotos (optische Täuschungen) sind rasch geknippst. Ein kurzer Halt beim Dakar 2016 Startpunkt und dann geht’s definitiv ab über das fast unendliche Weiss!

Plötzlich taucht am Horizont ein weisser VW T5 auf, lenkt direkt auf uns zu und beginnt zu Lichthupen…

Dann erst realisieren wir, dass es Heidi und Arnaud sind. Die beiden Schweizer haben wir im Januar im Tierra del Fuege kennengelernt. Die Wiedersehensfreude an einem so einmaligen Ort ist gross. Eigentlich sind die beiden auf dem Weg nach Uyuni, sie kommen von der Lagunen Route und haben seit Tagen keine Zivilisation mehr um sich gehabt. Spontan entscheiden sie sich jedoch, uns für eine Nacht zu begleiten. So eine Gelegenheit bietet sich nicht zweimal. Unser Nachtlager finden wir mitten auf dem Salar. Wir verbringen einen schönen, unterhaltsamen Abend zu sechst.

Die Nacht unter dem sternenklaren Himmel ist sehr ruhig und angenehm mild. Am Morgen treffen nochmals zwei Schweizer (Melanie und Luka), mit eigenem Fahrzeug, bei uns ein. Es gibt immer viel zu erzählen und so vergeht die Zeit bis zum Mittag rasch. Nachdem Heidi und Arnaud sich verabschiedet haben machen wir uns auf zur Isla de Incahuasi. Eine Insel mitten im Salar. Wir nehmen den kurzen Wanderweg bis zum höchsten Punkt der Insel auf uns (tagsüber wird es auf dem Salar sehr heiss, da die Sonne direkt vom weissen Salz reflektiert wird). Die kommende Nacht verbringen wir nochmals auf dem Salar.

Dann geht es zurück nach Uyuni. Hier steht für uns und unser Fahrzeug erstmals eine gründliche Reinigung bevor. Das Salz hat sich im und ums Fahrzeug festgekleppt und lässt sich nur mit viel Wasserdruck wieder reinigen. In Uyuni gibt es eine Vielzahl an Autowaschanlagen. Wir nutzen die Gelegenheit und gönnen Lotti einen richtigen Wellnesstag. Anschliessend geniessen wir selbst eine herrliche Dusche in einem der Baños Publicos. Am Abend treffen wir auf Heidi und Arnaud und die beiden anderen Schweizer vom Vortrag. Wir geniessen eine super leckere Pizza.

 

Nach einer etwas lärmigeren Nacht (wir sind uns fast nur noch die herrliche Ruhe der Natur gewohnt) mitten in Uyuni geht es für alle Weiter. Melanie und Lukas verabschieden wir. Wir fahren zu sechst weiter nach Potosi. In die einst reichste Stadt Amerikas. Hier gibt es für die Männer eine interessante Silbermine zu besuchen.

In Potosi angekommen buchen wir rasch die Minentour für den nächsten Tag.

 

Am nächsten morgen geht es früh los zuerst fahren wir zum Tante Emma laden zum Einkaufen. Auf der Liste stehen Atemschutz, Geschenke für die Mineure und Dynamit. Anschliessend erhalten wir Schutzkleider, Helm sowie Gummistiefel. Mit dem Bus geht es dann zu einer Häuseransammlung, in dessen Mitte ein unscheinbares Loch ist. Was wir hier antreffen ist für die heutige Zeit schlicht und einfach haarsträubend und inakzeptabel. In der Mine wird, wie vor 150 Jahren, unter menschenfeindlichsten Bedingungen silberhaltiges Gestein abgebaut. Maschinen gibt es nicht, genauso wenig wie eine Belüftung oder sonstige sicherheitstechnische Einrichtungen. In der Mine ist neben Hitze, Dunkelheit und Staub auch giftiges Gas, welches bei uns schon zu beginn einen Hustenreiz auslöst. Mit unserem Guide geht es dann 800m tief in den Berg hinein durch Wasser, enge Stollen und in stark gebückter Haltung. Um die Arbeit in den Minen erträglicher zu gestalten kauen die Mineure den ganzen Tag auf Cocablättern herum. Wir sind für ca. 2 Stunden in dieser Hölle und froh heil wieder rauszukommen. Nebst den Gasen, Staub und Wasser sind auch die Stollen in teilweise fragwürdigem Zustand, mit bereits gebrochenen Stützbalken. Was nach der Besichtigung bleibt, ist einerseits die spannende Erfahrung durch eine solche Mine zu klettern aber vor allem auch ein sehr schaler Nachgeschmack. Die Mineure werden 40-50 Jahre alt und verdienen in den gefährlichsten Jobs, bei vollem Einsatz (Akkord) 300-400 CHF/Monat. Für uns eine menschenunwürdige Arbeit, unterstützt durch den enormen Bedarf an dem Edelmetall durch die Industrienationen.

Nach der sehr eindrücklichen Erfahrung in der Mine fahren wir weiter zum Ojo del Inca, wo wir unsere Camper parken und im 35° warmen Wasser ein Bad nehmen. Irgendwie sureal nach der Minenbesichtigung.

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Kommentare: 2
  • #1

    Tinu & Jeannette (Montag, 18 April 2016 21:16)

    Ihr Lieben, wenn ich euren Blog lese, bin ich begeistert was ihr so alles erlebt. Schön, dass wir es gemeinsam tun! Danke für die tolle Reisezeit.
    Jeannette & Tinu

  • #2

    Pesche Schmid (Samstag, 23 April 2016 21:08)

    Hallo zäme.
    Derzeit geniessen wir auf Mallorca die teilweise schon fast sommerlich angenehmen Temperaturen. Eure sehr eindrücklichen und auch sehr unterhaltsamen Reiseberichte aber macht Lust auf mehr! So freuen wir uns jetzt schon auf unsere Sommertour im Wohnmobil Richtung Nordkap. Ob wirs wohl auch mal nach Südamerika schaffen? Zumindest "glustig" macht ihr uns schon sehr!
    Herzliche Grüsse vom ehemaligen SBBler Pesche