09.01.2016 bis 21.02.2016: Berge, Gletscher und die Carretera Austral

von atemberaubender Natur, zermürbenden Pisten und heftigen Winden

Und schon ist es an der Zeit Feuerland zu verlassen und weiterzuziehen, Richtung Torres del Paine Nationalpark. 

Dazu nehmen wir bei stürmischem Wetter die Fähre, welche Feuerland mit dem chilenischen Festland verbindet.

Die Wellen der salzigen Magellanstrasse spritzen über den Bug aufs Deck und über die geparkten Autos.

Nach überstandener Überfahrt schlägt uns der patagonische Wind voll entgegen und fordert unserem Motor alles ab, bei Vollgas erreichen wir gerade noch 60km/h. Da auch der Treibstoffverbrauch in ungeahnte Höhen schiesst beschliessen wir die Weiterfahrt für heute zu beenden und quartieren uns direkt am Hafen, hinter der Navi, ein. Die Fahrt am kommenden Tag, nach Puerto Natales, bleibt vom starken Wind geprägt. In Puerto Natales decken wir uns mit neuen Lebensmittel, und Benzin ein. Zudem treffen wir hier auf viele weitere, reisende Schweizer. Darunter ist auch die 4-köpfige Familie (Luzia, Michael mit Léane und Elenie). Gemeinsam verbringen wir die kommenden Tage im N.P. Torres del Paine, bevor wir uns auf unsere mehrtägige Wanderung (das "W") aufmachen.

 

Torres del paine

Mit unseren grossen Rucksäcken wandern wir bei strahlendem Sonnenschein los. Nach 7h Marschzeit erreichen wir das Campo Italiano. Welches wunderschön im Wald, an einem tossenden Gletscherbach liegt. Leider sind hier noch viele weitere Wandervögel und uns bleibt nur noch ein kleiner, leicht abfallender Platz (analog Sleepingzone am Gurtenfestival ) für unser Zelt. Nach einem Topf-Pasta sind wir ausnahmsweise früh im "Bett". In der Nacht hören wir immer wieder den Gletscher hinter uns abbrechen oder ist es ein Gewitter!? Im Regen verlassen wir das Campo und wandern ins "Valle Frances", welches uns am Gletscher vorbeiführt. Nach 3h sind wir wieder zurück im Campo und nehmen die weiteren 7km zum nächsten Campo unter die Füsse. Dort angekommen beginnt es erneut zu regnen. Unsere Stimmung ist nach der durchzechten Nacht und bei diesem Wetter am sinken. Wir entscheiden uns den letzten Arm des "W"s auszulassen und freuen uns auf unser komfortables Lotti zudem gönnen wir uns ein leckeres Raclette.

Am nächsten Tag wandern wir die rechte Seite des "W", bis zum Mirador los Torres. Beim Basislager der Bergkletterer bestaunen wir das imposante Bergmassiv, welches vom Gletscher und dem davor liegenden Gletschersee kompletiert wird.

Diese Wanderung ist für uns definitiv ein Highlight!

 

Wir verbringen noch zwei weitere, entspannte Tag an der Laguna Azul und treffen die Schweizerfamilie erneut, bevor es weiter nach El Calafate geht.

 

In El Calafate steht mal wieder eine Fahrzeugreparatur an. Die unzähligen, gefahrenen Kilometer auf dem Ripio (Wellblechpisten) beanspruchen das Fahrzeug enorm.

Zum durchqueren von Ripiostrecken gibt es 2 Varianten, Schneckentempo oder Vollgas. Schneckentempo liegt bei ca.20km/h, dadurch kann zwar das Risiko bei unerwarteten Hindernissen, ein Stossdämpferdefekt bis zu einem Achsbruch reduziert werden, jedoch wird man bei jeder Welle durchgerüttelt und dies über Stunden oder Tage. Bei Vollgas fliegt man richtiggehend über die Wellblechpiste hinweg und hat dadurch weniger starke Vibrationen jedoch zwischendurch immer wieder sehr starke Schläge bei grösseren Schlaglöchern.

Variante 2 entspricht uns aber doch eher ;-) Das enorme Gerüttel löst sowohl Schrauben, wie auch Schweissnähte und alles was nicht Niet und Nagelfest vertaut ist, daher gibt es immer was zu reparieren am Fahrzeug.

 

Diesmal ist wieder der Dachträger dran, welcher nach den ersten Schweissarbeiten, an einer anderen Stelle Risse aufweisst.

Ein Schweisser ist rasch gefunden und so demontieren wir in einer unerwarteten Sommerhitze alles vom Dach.

Die Risse werden verschweisst und zudem werden Winkel zur Verstärkung angebracht.

Alles neu beladen und mit einem frisch gewaschenen Lotti, geht es weiter zum Lago Roca.

Hier verbringen wir einen gemütlichen Abend mit Doris und Harry (DE-Overlander) und trinken Caipirinha con hielo del glaciar Perito Moreno.

Noch mehr von diesem Gletschereis kriegen wir am nächsten Tag zu sehen. Der Besuch des Perito Moreno Gletscher ist beeindruckend.

Der über 4km breite und 60m hohe Gletscher ist weltweit einer der wenigen noch wachsenden.

Dank des sonnigen milden Wetters sehen wir den Gletscher mehrmals kalbern. Riesige Eisbrocken in der Grösse eines Hochhauses brechen tosend vom Gletscher ab und stürzen ins Meer, wo sie riesige Wellen lostreten. Solche Naturgewalten sind immer wieder von neuem beeindruckend.

 

Fitz Roy Gebirge.

Bevor wir den Weg nach El Chaltén auf uns nehmen, decken wir uns nochmals mit Lebensmittelvorräten in Calafate ein.

Zudem gönnen wir uns ein leckeres Gelati, welches schon fast mit der "Gelateria di Berna" mithalten kann.

Frisch gestärkt geht es auf nach Chaltén, zum Fitz Roy Gebirge. Hier befinden wir uns im Bergwander/-Kletter Mekka.

Die kommenden Tage verbringen wir mit ausgedehnten Wanderungen, welche an Gletscher, -Seen, -Bächen vorbeiführen.

Auch im und ums Dorf herum hält man es gut ein paar Tage aus. Wir geniessen ein paar ruhige Tage, beobachten die Kondore welche mit 3m Flügespannweite gekonnt im Wind tanzen. Scheinbar mühelos auf und absteigen, präzise gesteuert mit jeder einzelnen Feder. Am Abend treten obskure Wolkenformen, rot leuchtend, angestrahlt von den letzten Sonnestrahlen am Himmel auf.

 

Auf der Ruta 40 und der Carretera Austral nach Norden

Nach knapp einer Woche verlassen wir dieses Gebiet. Langsam wird es Zeit, nach Norden zu kommen. Wir erwarten Besuch aus unserer Heimat!

Nun geht es auf die berühmte Ruta 40. Welche in den vergangenen Jahren immer weiter Ausgebaut wurde. So haben wir mehrheitlich Pavimento (Teerstrasse) und nur ca. 200 km Ripio zu fahren.

Wir machen einen Zwischenstopp bei den "Cueva de los Manos" und betrachten die bis zu 9000 Jahre alten, an den Fels gemalten Handzeichnungen. Danach geht es weiter an den zweitgrössten See von Südamerika. Der über 180 km lange Lago Buenos Aires (Argentinien) und Lago General Carrera befindet sich zwischen Argentinien und Chile und besitzt dadurch zwei Namen.

Kurz vor dem See treffen wir wieder auf Judith, Andre und Marietta. Die kommenden Tage reisen wir gemeinsam weiter.

Das Wetter ist nun auch wieder etwas freundlicher und windstill. Nebst einigen kurzen Wanderungen haben wir gute Gelegenheit uns im See, direkt an den verschneiten Andenausläufer abzukühlen.

Wir fühlen uns an den Thunersee versetzt!

Bevor es auf die Carretera Austral geht, steht uns wieder einmal ein Grenzübertritt nach Chile bevor.

Eigentlich sind die Aus-/Einreiseformalitäten rasch erledigt. Dafür nehmen es die Lebensmittelkontrolleure aber ganz genau.

Zum ersten Mal steigen sie in unser Fahrzeug ein und öffnen die meisten Fächer. Dann kommen die Dachboxen an die Reihe. Das ganze Kite-Equipment muss dann noch einzeln durch das Röntgen. Viel gibt es auch diesmal nicht zu holen. Unsere Lebensmittel haben wir zuvor soweit wie möglich aufgebraucht.

 

Die Landschaft auf der Carretera Austral ist nach der vielen Pampa in Argentinien noch fast unfassbarer.

Die abwechselnd geteerte und dann teilweise sehr ruppige Strecke führt über kurvige Strassen am Lago entlang, gefolgt von saftig grünem, kaltem Regenwald, welcher sich durch die gebirgigen Landschaften zieht.

Die Reise auf der Carretera geht gemächlich voran. Es gibt immer wieder etwas zu sehen. Wir fahren ins Reserva Jeinemeni, wandern zum Mondtal und campen an einem wunderschönen Platz im menschenleeren Tal. Die nächste Stadt ist 50km entfernt, kein Licht weit und breit zu sehen ausser den unglaublich hell leuchtenden Sternen.

 

Weiter dem Lago General Carrera entlang folgen Marmorhöhlen (Cuevas de marmol), überhängende Gletscher und der unglaubliche Wald.

Auch unsere "Mobile Werkstatt" im Lotti verwenden wir des häufigeren, so Schrauben wir in letzter Zeit nicht mehr nur am Lotti herum sondern auch an anderen Reisefahrzeugen von Freunden. Unterwegs musste Pascal sogar einen Quad umverdrahten, welcher auf der Strecke liegengeblieben war. Die vorgängige, argentinische Verdrahtung mit Klebeband und auf falsche Kontakte sorgte für einen Motorenausfall. Der Fehler war schnell gefunden und das argentinische Pärchen glücklich wieder "on the road" zu sein. 

Unsere Fahrt führt bis Coyhaique. Hier nutzen wir die gute Infrastruktur um einiges zu erledigen. Dann geht es weiter auf der Carretera Austral, Richtung Norden, bis wir diese via Futaleufu verlassen.

 

Bei Futaleufu nehmen wir ein herrliches Bad in einem glasklaren, natürlichen Flusspool und nutzen die schöne Stelle auch gleich zum Übernachten.

 

Am nächsten Tag geht es für uns über die Grenze weiter, bis an den malerischen Lago Puelo. Hier geniessen wir das herrliche Sommerwetter mit einem erfrischenden Bad im See.

Da in Chile keine durchgehende Strasse von Süd nach Nord existiert, fahren wir wieder nach Argentinien. Bei El Bolsón besuchen wir die deutschen Reiselegenden Claudia Metz und Klaus Schubert. Mit Ihrem Wohnsitz konnten wir als Ausländer die obligatorische Fahrzeugversicherung für Südamerika lösen. Claudia und Klaus sind selbst während 16 Jahren mit den Motorrädern um die Welt gereist und haben darüber ein spannendes Abenteuerbuch verfasst (Abgefahren in 16 Jahren um die Welt). Jetzt leben sie auf einer schönen Farm und helfen Overlander bei div. Themen wie Versicherungen etc.

Kurz darauf folgt schon wieder ein Grenzwechsel nach Chile. Unsere Route führt entlang der „Siete Lagos“. Wir besuchen die einzigartigen, gekonnt in die Natur integrierten Termas Geomerticas. Über 20 verschieden heisse Becken, umgeben von kaltem Regenwald, laden zum Entspannen ein.

 

Die Nacht verbringen wir wiedermal in einem der hervorragenden Nationalparks von Chile, namens Villarica. Am Eingang warnt uns der Ranger bereits, die Strasse werde haarsträubend, vielleicht sogar unpassierbar. Stark übertrieben ist dies schlussendlich nicht, mit 4WD und Untersetzung kriechen wir den steilen, vom Wasser ausgespülten Weg hoch. Immer im Slalom zwischen herunterhängenden Ästen, spitzigen Steinen und grossen Löchern. Beim Parkplatz angekommen starten wir die Wanderung zum Gletscher, welcher von Asche bedeckt ist. Diese führt uns durch schöne Nadelwälder mit uns unbekannten Nadelbäumen und schlussendlich über das Lavagestein zum Gletscher. Unter einer Staubschicht von 10-20cm kann man das glasklare Eis vom Gletscher teilweise freilegen. Wir geniessen die Ruhe und den Blick auf den nahe stehenden Vulkan. Nach der Wanderung fahren wir die Strasse noch einige hundert Meter weiter, jedoch ist schon bald kein Durchkommen mehr und wir müssen umkehren. Abends besuchen wir erneut eine Therme, bei welcher wir über Nacht auf dem Parkplatz stehen können. Im Gegensatz zu den anderen Thermen, kommt das Wasser nicht direkt aus der heissen Naturquelle, sondern wird mit Feuer in Hotpots aufgeheizt.

Tags darauf kurven wir weiter Richtung Norden. Wir müssen nach Santiago unseren Besuch abholen. Unterwegs liegt noch der Kitestrand Matanza. Glücklicherweise auch gleich mit richtig starkem Wind und Wellen über 3m hoch. Schön mal wieder auf dem Brett zu stehen, die immense Kraft von Wind und Wellen zu spüren und übers Wasser zu gleiten.

Anschliessend übernachten wir nochmals in einem Nationalpark. Da wir zu Beginn der Reise eine Jahreskarte für Chiles Nationalparks gekauft haben, Nutzen wir diese sehr häufig und gerne. Mitten in der Natur, die Ruhe, einfache, schöne Campings, und alles sehr unkompliziert.
Ein kurzer Lernpfad bringt uns die Flora des Waldes näher. Wir stehen vor über 80m hohen , 100 Jahre alten Bäumen.

 

Dann gibt es definitiv kein Stopp mehr bis Santiago. Vor ein paar Monaten hat uns Annina’s Arbeitskollegin ein Paket mit wichtigen Ersatzteilen für Lotti in einem Hotel hinterlegt (Pia, vielen herzlichen Dank!). Glücklicherweise ist Sonntag und dazu noch Ferienzeit. So fahren wir durch ein autoleeres Santiago und haben das Hotel und Paket schnell gefunden. Es bleibt uns sogar noch etwas Zeit für eine Stadtbesichtigung. Unser Nachtlager schlagen auf einem ruhig gelegenen Parkplatz bei einem Stadtpark auf. Die Nacht wird kurz. Bereits um 05:55h klingelt uns der Wecker auf dem Schlaf, unser Besuch befindet sich bereits im Landeanflug.

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Kommentare: 1
  • #1

    cornelia (Dienstag, 15 März 2016 16:12)

    Danke Annina, Tolle Fotos, gefallen mir bisher am Besten - und das nicht nur wegen den stehenden, hängenden und fliegenden Yogapositionen :-)